In einem Beitrag für das Wirtschaftsmagazin dup habe ich mich der Frage gewidmet, worauf mittelständische Unternehmen achten müssen, wenn sie sich durch das Besetzen ihrer C-Level-Positionen zukunftsfähig aufstellen. Dabei geht es einerseits um viel Gehalt – schließlich steigen die Gehälter von Führungskräften mit Digital-Expertise und unternehmerischem Mindset unaufhörlich. Andererseits steht und fällt das Unternehmen mit den Persönlichkeiten auf Vorstandsebene. Denn ohne die richtige Führung in zentralen Wachstums- oder Transformationsphasen fehlt Unternehmen entscheidende Orientierung und Expertise, um die Strategie – sofern vorhanden – in die Tat umzusetzen.
Wann sollten Mittelständler also welche C-Level-Positionen besetzen? In meinem Beitrag plädiere ich dafür, das Vorgehen strikt der Maxime „Form Follows Function“ unterzuordnen. Und ich gehe davon aus, dass schlussendlich alles digitalisiert wird, was sich digitalisieren lässt. Daher muss der gesamte Vorstand wissen, wie sich die Digitalisierung des Geschäftsmodells auf den jeweiligen Bereich auswirkt und wie das Unternehmen darauf reagieren soll: „Es reicht nicht, die oder den einen Chief Digital Officer (CDO) anzustellen, um einen Haken hinter das Thema Digitalisierung zu machen.“ Nur wenn alle Vorstandsressorts tatsächlich “mit an Board” sind und und auch die erforderlichen Kapazitäten und Budgets bereitgestellt werden, kann Innovation nachhaltig gelingen. Das bedeutet also: Mit der Bereitschaft in der gesamten Führungsetage steht und fällt die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens.
Bei der konkreten Umsetzung lauten die Fragen dann, welche Besetzungen in welcher Phase aus welchen Beweggründen erforderlich sind. Unentbehrlich, um dafür die richtigen Entscheidungen im Besetzungsprozess zu treffen, ist daher eine Analyse des Status Quo der bestehenden Organisationsarchitektur.
So kompliziert die Antwort auf die Frage nach der richtigen Besetzung am Ende ist, gibt es einige Leitlinien: So ist der Chief Digital Officer (CDO) besonders wichtig, „wenn Unternehmen erst am Anfang des Transformationsprozesses stehen“. Sie oder er kann als „Evangelist“ fungieren, also als jemand, der tiefgehendes Wissen über digitale Technologien und Geschäftsmodelle mitbringe und dieses als Brückenbauer:in in die verschiedenen Abteilungen eines Unternehmens trägt. Entscheidend für den Erfolg eines CDOs: Unternehmen stellen ihm ausreichend Ressourcen und ein Team zur Verfügung.
Der Chief Technological Officer (CTO) oder auch Chief Product Officer (CPO) ist für Unternehmen unentbehrlich, die ein digitales Produkt oder auch ihre eigene IT-Infrastruktur auf ein solides Qualitätsniveau hieven möchten. Der Chief People & Culture Officer (CPCO), der eine neue Form des Personalvorstands bezeichne, darf nicht mit der alten Personalleitung gleichgesetzt“ werden: „Viel zu oft halten Unternehmerinnen und Unternehmer die oberste HR-Funktion allerdings noch für einen HR-Administrator. Genau dies gilt es zu vermeiden.“
Unentbehrlich auch für alle wachsenden Unternehmen, die neue Geschäftsfelder erschließen wollen: Der Chief Revenue Officer (CRO) oder auch Chief Growth Officer (CGO). Statt der Co-Existenz von Marketing, Kundenservice und Vertrieb aus der Old Economy sorgen diese Führungskräfte dafür, dass Unternehmen ihre Silos aufbrechen und stattdessen alle an einem Strang ziehen. Es zählt schließlich alleine das Erreichen übergeordneter Wachstumsziele: „Genau deswegen steuert der CRO alle Umsatz relevanten Bereiche im Sinne einer datengetriebenen und UX-basierten Customer Journey.“
Auch wenn viele Positionen neu hinzugekommen sind, eine bleibt unentbehrlich: Der Chief Executive Office (CEO) / Managing Director (MD) ist nun wahrlich keine neue Rolle. Die Anforderung allerdings sehen ganz anders aus als noch in der Old Econmy: Gerade auch bei der Übergabe der Geschäfte an die nächste Generation sollten Mittelständler unbedingt darauf achten, „Führungspersönlichkeiten zu finden, die über den Weitblick für Marktentwicklungen und Trends verfügen und die basierend auf dem vorhandenen unternehmerischen Kapital Strategien für neue digitale Geschäftsmodelle entwickeln“. Was solche Führungspersönlichkeiten ausmacht? „’Future Leaders’ treiben die Transformation nicht im Alleingang an, um ihrem großen Ego gerecht zu werden, sondern befähigen durch eine Kombination von Empathie und Analytik ihr Team, das Unternehmen der Zukunft aufzubauen.“
Ein ausführlicher Artikel zu diesem Thema ist erst kürzlich im DUP Magazin erschienen und hier nachzulesen: https://dup-magazin.de/management/karriere/welche-c-level-positionen-unternehmen-wirklich-brauchen/