Im Angesicht des wirtschaftlichen Abschwungs müssen wir uns als Land und Gesellschaft mit der Frage auseinandersetzen, wie wir Unternehmergeist und Unternehmertum künftig deutlich stärker fördern. Eine unternehmerische Form der Mitarbeiterbeteiligung am Erfolg sind da jedenfalls zielführender als den Dienstlaptop als Benefit zu deklarieren oder einen Kicker aufzustellen. 

Der Bundesverband Deutsche Startups hat für seine neue Kampagne ein interessantes Timing gewählt: Während die deutsche Wirtschaft erst ganz allmählich aus dem Corona-Loch heraus kriecht und gerade junge Unternehmen noch mit den Folgen des Wirtschaftseinbruchs kämpfen, setzt der Verband mit #ESOPasap den Fokus auf Mitarbeiterbeteiligungen. 

Genauer gesagt geht es um die bürokratischen und steuerrechtlichen Hürden, die es für Startups besonders schwierig machen, ihre Mitarbeiter an künftigen Wachstumserfolgen zu beteiligen. Das wirkt im Angesicht gesamtwirtschaftlichen Tumults, den wir gerade erleben, zunächst eher wie ein Nischenthema – doch im Grunde sind der Zeit- und Schwerpunkt für uns alle goldrichtig. 

Unternehmen brauchen Unternehmer

“Unternehmerisch denkende Kandidaten” sind für viele Organisationen aktuell wie schon vor der Krise der Faktor 1 für die Zukunftssicherung und dies nicht nur bei Geschäftsführerpositionen: Menschen, die aus sich heraus Verantwortung für den Aufbau eines Unternehmens übernehmen, die sich nicht vor Risiken scheuen, die keine Angst davor haben auf ein weißes Blatt Papier zu schreiben und ihre Vision dann auch in die Tat umzusetzen – das sind die transformierenden Kräfte, die Unternehmen heute mehr denn je benötigen. 

Genau diese sind häufig so schwierig finden und zu halten. Sie waren schon vor Krisenbeginn rar. Die vergangenen Monate dürften nicht viel getan haben, um das zu ändern – Sicherheit steht gerade bei den jüngeren Generationen wieder höher im Kurs. Dabei wird das “unternehmerische Mindset” gerade jetzt gerne bejubelt oder beschworen, sei es in der Forschung zum Covid-19-Impfstoff oder in der Digitalisierung der Bildung. Doch Jubel reicht nicht – es braucht konkrete Entscheidungen mit Signalwirkung, die das Unternehmertum wegholt von der reinen Symbolpolitik. 

Natürlich kann die Politik hierbei nur den Rahmen schaffen. Auch Unternehmen selbst stehen in der Pflicht, ihre Incentive-Programme zu überdenken. Der ein oder andere Großkonzern könnte ebenfalls mehr passende Kandidaten für seine Ventures begeistern, wenn die Anteilsausgabe intern flexibler geregelt werden wäre oder alternative unternehmerische Anreize zur Erfolgsbeteiligung Verfügung stünden. 

Es geht um fairen Wettbewerb

Um eines klarzustellen: Es geht nicht darum, Unternehmertum durch eine rosarote Brille als einzig wahre Karriere oder den sicheren Weg zu Ruhm, Macht und Reichtum zu verkaufen – ich kenne im Übrigen auch keinen guten Unternehmer, der so etwas jemals behaupten würde. 

Es geht darum, einen einigermaßen fairen Wettbewerb für Organisationen herzustellen, die in Deutschland eben jenen Unternehmergeist in ihren Mitarbeitern aufbauen – und den transformierende Konzerne dann gerne mit Handkuss nehmen. Die Ausgabe von Anteilen und Mitarbeiterbeteiligungen sind dafür wichtige Instrumente. 

Im Englischen wird Verantwortung nicht umsonst gerne mit “Ownership” übersetzt: Es ist die Bereitschaft zur Verantwortungsübernahme, die hier vergütet wird – und da reicht es nunmal nicht mehr den Arbeitslaptop und das schicke Office wortreich als Benefit anzupreisen.