Hallo Vanessa, Du bist als Principal im Freelance-Modus seit Herbst 2020 bei i-potentials, hast bereits jahrelange Erfahrung im Executive Search. Erzähl mal, wie Du zur Personalberatung gekommen bist.

Vanessa: Zur Personalberatung bin ich auf Umwegen gekommen. Ursprünglich war ich im Marketing tätig und habe dann Karriere bei eBay gemacht, war für das Unternehmen auch im Ausland. Über die Kontakte aus der Zeit bin ich dann Geschäftsführerin eines Startups geworden, das ich zusammen mit dem Investor erfolgreich verkauft habe. Als eine der wenigen weiblichen CEOs in der Digitalwirtschaft hatte ich damals recht viel mit Headhuntern zu tun. Die Positionen, die sie mir angeboten haben, fand ich nicht so interessant – bis irgendwann ein Personalberater gefragt hat, ob ich nicht bei ihnen anfangen wollte. An dem Gedanken bin ich hängen geblieben.

Was reizt einen als ehemalige CEO daran, die Seiten zu wechseln hin zum Executive Search?

Vanessa: Die Arbeit mit Menschen hat mir in meinen Führungsrollen immer am meisten Spaß gemacht. Vor allem die Frage, wie man die richtigen Leute an die richtige Position in einer Organisation bringt, fasziniert mich. Insofern erschien mir Personalberater eigentlich der perfekte Job für mich, nachdem mich erstmal jemand auf die Idee gebracht hatte. Ich war dann bei einer großen, globalen Personalberatung, um die Prozesse zu lernen und suche seither Führungspersönlichkeiten in verschiedenen Bereichen der Digitalwirtschaft. Meine Motivation war es dabei immer, die Bedürfnisse von Individuen mit denen einer Organisation in Einklang zu bringen, das macht meine Begeisterung für den Job nach wie vor aus. So bin ich 2020 zu i-potentials gestoßen.

Du hast ja schon mit verschiedenen renommierten Personalberatungen gearbeitet. Was würdest Du sagen, sollte man als Berater:in mitbringen, um gerade bei i-potentials erfolgreich zu sein?

Vanessa: i-potentials zeichnet sich wie keine zweite Personalberatung, die ich kenne, durch Teamwork aus. Das ist etwas, was ich an der Arbeit hier unglaublich schätze und motivierend finde: Man ist natürlich für seine Projekte verantwortlich, kann aber immer auf die Unterstützung der gesamten Organisation zählen, wenn es darauf ankommt, für Kund:innen und Kandidat:innen gute Ergebnisse zu liefern. Deshalb braucht man hier vor allem Teamgeist, um erfolgreich zu sein – es ist nichts für jemanden, der nur am eigenen Umsatz und den eigenen Kund:innen interessiert ist. Die Zusammenarbeit ist dadurch auch nicht so stark von Hierarchie geprägt, man spürt den „Wir-Gedanken“ hier sehr deutlich.

Wenn wir jetzt mal die Personalberater hinter uns lassen und uns auf Kandidatenseite begeben: Hat sich bei der Suche nach Führungskräften im Digitalbereich etwas verändert, seit Du im Executive Search gestartet bist?  

Vanessa: Der Digitalbereich ist ja kein abgeschottetes Segment mehr, dadurch werden die Positionen immer komplexer. Es ist unmöglich einfach nach den üblichen X Jahren Erfahrung zu gehen, fast jede Suche erfordert ein gewisses Abstraktionsvermögen, um die Kandidat:innen zu identifizieren, die wirklich für eine Position infrage kommen. Und es wird immer schwieriger, an die wenigen guten Leute heranzukommen.

Wer sind denn „die guten Leute“?

Vanessa: Die „guten Leute“ haben nachweisbare Erfolge vorzuweisen – und bleiben auch dabei, wenn es mal ernst wird. Das zeichnet sie aus. Im Digitalumfeld dreht sich das Rad sehr schnell, die Möglichkeit zu wechseln, gibt es so gut wie immer und rein aus Lebensläufen kann man wenig ablesen. Es ist daher wirklich interessant, mit den Menschen ins Gespräch zu gehen und zu schauen: Wie reflektieren sie ihre Arbeit als Führungskraft und ihre Erfolge?

Woran erkennt man exzellente Führungspersönlichkeiten als Kandidat:innen im Gespräch?

Vanessa: Sie sind reflektiert genug, um auch Fehler einzugestehen, und sie wissen, dass ihre Erfolge nicht nur auf ihre eigene Leistung zurückzuführen sind. Wenn umgekehrt jemand nur über sich redet, ohne sein Team mit einer Silbe zu erwähnen, und mir erzählt, es hätte in seiner Zeit als Führungskraft nie ein Problem gegeben – dann werde ich hellhörig.

Du bist auch ausgebildete Coach. Führst Du dadurch anders Gespräche?

Vanessa: Man lernt im Coaching andere Fragen zu stellen, um zu verstehen, was die Menschen motiviert und wie sie ticken. Gerade, dass sie von mir nach Fehlern und entsprechenden Lernerfahrungen gefragt werden, ist für viele Kandidat:innen immer noch ungewohnt, das merke ich häufig. Dabei geht es mir bei solchen Fragen ja gar nicht um die Antwort per se, sondern darum zu sehen, wie jemand mit so einer Gesprächssituation umgeht.

Auf welche Frage von Dir sollte man sich im Gespräch einstellen?

Ich habe kein Skript für meine Gespräche. Aber ich frage Executives immer sehr gerne, was sie in ihrer nächsten Position noch lernen wollen.